Unterwegs mit Herbert Roth

„Ich ging in die Wälder, weil ich bewusst leben wollte. Ich wollte das Dasein auskosten. Ich wollte das Mark des Lebens einsaugen! Und alles fortwerfen, das kein Leben barg, um nicht an meinem Todestag Innezuwerden, daß ich nie gelebt hatte.” Henry David Thoreau

Es ist weit nach 21 Uhr und wir haben noch keinen Platz für die Nacht. Es ist nicht beängstigend, doch spüre ich eine lebendige Wachsamkeit. 

Seit Stunden sind wir unterwegs, haben uns im Zug nach Eisenach getroffen und laufen auf dem Rennsteig in Richtung Inselsberg, um dann morgen von  Tabarz mit der Waldbahn wieder nach Hause zu fahren. Ein weiteres Mikro-Abenteuer der Draußenmädels. Burschenschaftsdenkmal, Wartburg, Drachenschlucht und Hohe Sonne – ich liebe diesen Teil des Rennsteigs – alles lohnt und lädt zum Entdecken ein. Auf dem Großen Drachenstein verweilen wir länger und stellen wieder einmal fest, dass es so wundervolle Orte direkt vor der eigenen Haustür zu bestaunen gibt und wir vieles nicht kennen. 

Sollen wir hier? Mandy zeigt auf eine Lichtung mitten im Wald. Wir sehen Hochsitze und entscheiden weiterzugehen, denn auf Begegnungen mit Wild haben wir keine Lust. Noch ungeübt im ´draußenschlafen´ suchen wir natürlich den perfekten Schlafplatz: allein, aber nicht zu einsam, ein bisschen geschützt, aber keine Schutzhütte, romantisch und am liebsten mit Blick in Richtung Sonnenaufgang. Unser Picknick scheint Stunden her -wann wird es eigentlich dunkel? Melanie lächelt tapfer, vielleicht waren ihre Barfußschuhe keine gute Idee.  „Hältst du noch durch? Noch 1-2 km?“ –   Ja. Und dann endlich, die untergehende Sonne blitzt kurz rot auf zwischen den Bäumen, entdecken wir einen passenden Ort und beschließen zu bleiben. Eingekuschelt im Schlafsack schmeckt uns der Rotwein lecker. Danke fürs Tragen Melli, dein Rucksack wird morgen um einiges leichter sein…Es ist fast dunkel und der Wind wird stürmischer. Dunkle Wolken am Himmel. Schade, dass sich der Vollmond versteckt. Wir richten uns für die Nacht ein. 4 Mädels und ein Hund – wer schläft wo? Warum fühle ich mich scheinbar sicherer, wenn ich in der Mitte liege? Teddy ist zum Glück entspannt, er kuschelt sich an mich und schläft. Im Gegensatz zu mir, ich liege noch lange wach – warum hat Mandy ihre Gruselgedanken nicht für sich behalten?  

Was? Es ist 6:45. Wir haben die Nacht überlebt :-). In verschiedenen Erfahrungsberichten ist zu lesen, dass die Angst irgendwann verschwindet, wenn man oft genug übt und draußen schläft…nun, wir werden sehen.

Es stürmt noch ziemlich heftig und, nach unserer Matcha – Zeremonie (so viel Zeit muss sein) geht es weiter Richtung Inselsberg. Schnell ist klar, dass Melli´s Füße schwächeln, Tabarz werden wir heute nicht erwandern und so lassen wir uns Zeit für den restlichen Weg. Pflücken Heidelbeeren und singen Rennsteiglieder. Jedenfalls Angelika und ich – die Jugend ist nicht textsicher. Rasten und frühstücken die Reste vom Abendessen. Erfrischen uns mit Radler am Dreiherrenstein, genießen jeden Weitblick und machen nochmal eine Menge Höhenmeter, bis wir unser Ziel, den Inselsberg, erreichen.     

#Gut Runst auch mit wunden Füßen.

Danke Jens – für´s Abholen. 

Danke Draußenmädels für wunderbar lebendige 24 Stunden mit euch. Ric.

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